Als ich bei einer 2 wöchigen Alpentour merkte, dass mir nach langer Fahrerei die Sitzbankkanten in die Oberschenkel drückten und schmerzten, habe ich mir vorgenommen, wenn ich nach hause komme, werde ich die Sitzbank etwas stärker aufpolstern. Am nächsten Tag nahm ich ein kleines, aufblasbares Kissen mit und legte es mir während der Fahrt unter den Hintern und solange man es nicht übermäßig aufgeblasen hat, war es auch sehr bequem und die Sitzbankkanten waren nicht mehr zu spüren. Es hatte nur den Nachteil, dass jedes Mal wenn ich von der Maschine abstieg, das Kissen von der Sitzbank fiel.
Während der Fahrt über die tollen Pässe ging mir der Gedanke nicht aus dem Kopf, wie ich diese Notlösung in etwas Solides und doch nicht auffälliges Produkt umbauen könnte.

Als wir dann wieder daheim waren machte ich mich also an die Arbeit, besorgte mir neues Polstertuch und ein aufblasbares Kissen, welches nicht aus diesem dünnen Gummizeug besteht, wie diese Schwimmflügel. Bespanntuch gab es beim Autosattler für 14 €, ein stabiles Kissen bekam ich im Campingzubehör für 4 € und etwas Benzinschlauch habe ich sowieso immer irgendwo rumliegen. Fehlte also nur noch die Mechanik um den Luftdruck im Kissen, wenn die Sitzbank wieder fest am Motorrad montiert ist, zu variieren. Die Lösung war dann auch recht schnell gefunden. Ich ging in ein Sanitätshaus und bestellte mir für 12 € einen Pumpenball, wie er an einem handbetriebenen Blutdruckmessgerät gebräuchlich ist. Diese Handpumpe hat nämlich ein kleines Schraubventil integriert, mit welchem ich zuviel aufgepumpte Luft auch wieder ablassen kann.
Alles Weitere war dann ein Kinderspiel: Benzinschlauch mit Gummilösung (Fahrradflickzeug) in das Aufblasventil vom Kissen geklebt, alte Sitzbankbespannung runter, ein kleines Loch in die Sitzbankgrundplatte gebohrt (an der Stelle, wo das Kissenventil sitzen wird), das Kissen (Luft darf keine drin sein) zwischen Grundplatte und Schaumstoff legen und den Benzinschlauch durch das Loch in der Grundplatte geschoben. Dann wird es etwas schwieriger, denn die Bespannung muss jetzt wieder drauf und wie der Name schon sagt, muss sie gespannt werden. Am besten fängt man vorne an, da ist der Sitz meist schmal und arbeitet sich dann, mit viel Spannung nach hinten, wo der Beifahrersitz meist breiter ist vor. Es ist schon eine Anstrengende Arbeit, aber je sorgfältiger man arbeitet, umso faltenfreier und straffer sitz die Bespannung dann auch noch nach einigen tausend Kilometern.
Zum guten Schluss wird dann der Handpumpenball an das Benzinschlauchende, welches jetzt aus der Sitzbank hängt, angebracht und fertig ist eine individuell einstellbare, luftdruckunterstützte Sitzbank. Wer jetzt glaubt, man sitzt darauf wie auf einem Luftballon, der irrt sich, denn durch den Luftdruck im inneren der Bespannung (die ja straff auf den Schaumstoff gezogen ist), wirkt es wie in einem Stossdämpfer, allein die Vorspannung der Polsterung wird erhöht und nicht die Höhe der Sitzbank. Der Pumpenball hat an meinem Motorrad seinen Platz im Werkzeugfach hinter der Sitzbank gefunden und ist leicht zu erreichen, wenn der Luftdruck mal geändert werden muss.
Zum Schluss zeige ich euch noch die einzelnen Arbeitsabschnitte anhand von Fotos und wünsche den Interessierten viel Spaß beim Nachbau.
Gruß Peter.

Das Material:
Kunstleder von Autoplosterer
Kissen
Tacker
Benzinschlauch und die alte Sitzbank

Wenn der alte Bezug runter ist, kann man schön das dünne, luftleere Kissen zwischen Polster und Grundplatte legen und schauen, an welcher Stelle man das Loch durch die Platte bohren muss, damit der Schlauch später nicht abgeknickt wird.

Dann an der richtigen Stelle das Loch bohren.

Das Ventil im Kissen hat meist ein Rückschlagventil und muss so bearbeitet werden, dass die Luft von allein wieder entweichen kann. Dann den Schlauch, den man vorher mit Gummilösung in das Ventil geklebt hat, durch das Loch ziehen.

Das ist der wohl schwierigste Teil und auch harte Arbeit. Wenn dann alles gut zusammen gefügt ist, muss der Bezug aufgespannt werden. Am besten fängt man an der Vorderseite an und spannt die Decke immer weiter, Stück für Stück, nach hinten durch. Es ist nicht schlimm, wenn man noch mal ein Stück wieder aufmachen muss, Hauptsache ist, dass es hinterher richtig stramm und ohne Falten sitzt.

Dies ist der Pumpenball, mit dem man schnell ein bisschen Druck unter den Hintern bringt. Bei Bedarf kann man auf den Knopf drücken und die Luft kann wieder entweichen. Im nach hinein hat sich ein Pumpenball mit Schraubventil aus Metall als zuverlässiger herausgestellt, es ist dichter verschließbar und stabiler.

Und so sieht es dann aus, wenn man sauber gearbeitet hat.

Viel Spaß beim nachbauen und erzählt dem Forum mal, wie ihr die Idee findet.
Gruß Peter
