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Alba - Trüffelstadt im Piemont
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Markt vor dem Dom von Alba (aus dem 15. Jhd.)
Sie stand einfach da, klassische Züge, groß, selbstbewusst, Kurven zum Dahinschmelzen und ihr Rot hob ihr helles Gold wunderbar hervor. Wenn sie erwachte, spürte ich sofort den Hauch ihres Duftes. Doch meine Liebe wurde nicht erwidert. Kaffeeröstmaschinen sind hartherzig, selbst italienische. Doch wir teilen bis heute eine Leidenschaft: Kaffeebohnen.
"Meine" Macchina - Kaffeeröstmaschine von Petroncini
Vor zig Jahren landete ich irgendwie in der Stadt Alba im Nordwesten Italiens. Im Zimmer stand ein Bett aus dem Ersten Weltkrieg, darunter eine Mausefalle und das Frühstücksbrot staubte. Auf der Flucht vor dieser Zumutung landete ich im Cafe Vergnano (Via Cavour11). Und dort steht sie heute noch, die wundervolle Macchina. Damals röstete sie an manchen Tagen noch Bohnen. Ich saß daneben, aß mein Panino und bestaunte die italienische Kaffeekultur. Kaffee war für mich damals ein braunes Gesöff, das aus löslichem Pulver oder, wenn es hoch kam, per Filtertüte gebraut wurde. Cappuccino hielt ich für völlig überbewertet und dass man eine Pfütze bitteren Kaffeesatz namens Espresso trinken und gar dafür bezahlen sollte, grenzte für mich an Betrug.
Betrug oder Genuss?
Um so verwunderter beobachtete ich Italiener, die sich vom Barista Bohnenmischungen aus fünf verschiedenen Röstungen zusammenstellen ließen, mit Leidenschaft diverse Blends verkosteten und nicht wenig Geld auf dem Tresen ließen. Am dritten Tag bemerkte der Barista mein verhaltenes Interesse.
Von der Bohne zur Röstung
Kaum hatte ich meinen ersten Espresso bei ihm bestellt, überschüttete er mich mit Erklärungen, ich verstand kein Wort. Damit ich es begriff, zerrieb er zwischen Daumen und Zeigefinger diverse Röstungen, um mir die Unterschiede klar zu machen. Nach dem sechsten Espresso war mein Puls auf 180, ich winkte verzweifelt ab und flüchtete. Zu spät. Der Espresso-Virus hatte mich erwischt. Das kann ich vier Espressomaschinen und zwei Mühlen später mit Sicherheit sagen.
Heute ist das Café Vergnano in Alba modern und etwas anders.
Man muss nicht verrückt sein, um sich auf Espresso einzulassen, es macht aber schöner.
In unseren Herbsturlauben 2013 und 2013 lag Alba mehr oder weniger auf der Heimfahrtroute. Eine gute Gelegenheit, meine alte Liebe zu besuchen. Der Zufall wollte es, dass die Feinschmecker aus aller Welt ebenfalls nach Alba pilgerten, die Trüffelmesse lockte. Im Herbst dreht sich in der mittelalterlichen Innenstadt alles um Trüffel, vor allem den weißen.
Alte Bar in der Innenstadt von Alba
Belebte Gasse in der Altstadt von Alba
Schaufenster mit Weinen aus Barolo, Tagliatelle (Bandnudeln) und Haselnüssen aus der Region
Alle Vorurteile über Italien sind Urteile: Hier spielt sich das Leben wirklich auf der Straße ab. Selbst als die Läden geschlossen hatten und kaum Marktstände zum Bummeln einluden, war es abends auf den Haupt-Flaniermeilen am Wochenende rappelvoll. Die Bars und Restaurants hatten die Türen und Fenster weit geöffnet. Man schaute hinein und wurde gesehen, oft folgte ein kurzer Schwatz. Die Bars stellten ihre Stühle raus, die sofort besetzt waren. Unterwegs waren alle Schichten, vom Partyvolk bis zum distinguierten Signore, der würdig die Szene abschritt. Schnappt Euch draußen einen Platz, lasst das Schauspiel vor Euch ablaufen, hört, seht und riecht, taucht ein. Und spätestens dann wird Euch auch auffallen, dass sich die Menschen hier sehr stilsicher kleiden. Obwohl ich mir nix aus Mode mache, komme ich mir in Alba immer vor wie in Sack und Asche, was dem Vergnügen aber keinen Abbruch tut.
Coole Mode
Coole Menschen
Coole Arkaden
Am Piazza Duomo
An Samstagen ist Markt in Alba. Als wir im Herbst dort waren, war der Markt geteilt. In den Innenstadtgässchen war Fressmarkt, edle Käse, besondere Fleischwaren, ausgesuchte Weine usw.. Entlang der alten Stadtbegrenzung war ein riesiger Gebrauchsmark. Auch hier gibt es frische Steinpilze, tollen Käse. Aber, es werden auch Haushaltswaren, Gebrauchsgegenstände, Kleider usw. verkauft. Alles ist etwas rustikaler und mehr am praktischen Nutzen orientiert. Nüsse, Kastanien oder Paprika bleiben in ihren Transportkisten. Die Qualität der Lebensmittel ist allerdings auch hier meist ausgezeichnet.
Der große Markt, alles frisch vom Lieferanten
Haushaltswaren
Mandeln en gros
Pilze, hier auf dem großen Markt etwas preiswerter als in der Innenstadt
Steinpilze
Die Marktstände im Zentrum Albas sind aufwendiger als die am Rande der Stadt. Hier findet man keine Buden mit Werkzeugen oder Arbeitsklamotten. Die Händler verkaufen eher Weine, Trüffel und Zutaten für die dazu passenden Gerichte. Und doch finden sich mittendrin immer wieder kleine Händler, die zum Beispiel zehn Pfund Tagliatelle für kleines Geld verkaufen. Diese unkonventionelle Mischung macht den Reiz der Stadt aus.
Hier geht's mit viel Spaß um die Wurst
Schafskäse mit Thymian
Lehrlinge kochen vor - ob das was wird?
Gewürze aus aller Welt
Stimmungsvoller Öko-Teil des Innenstadtmarktes an der Piazza Pertinace
Trotz der Heerscharen von Motorrollern ist Italien das Land der faszinierenden Motorräder. Viele Maschinen werden im Norden geschmiedet: Bimota in Rimini , Ducati in Bologna oder Laverda in Breganze. Doch zur Trüffelmesse ist in Alba von ihnen nichts zu sehen. Dann trumpft das Harley-Davidson-Chapter der Stadt auf. Die schweren Cruiser aus Milwaukee sind auf dem Platz am Kreisel von Viale Torino und Corso Giacomo Mateotti dicht belagert. Kinder begeistern sich für die chromblitzenden Boliden, Familienväter geraten ins Träumen, Frauen finden die Maschinen anziehend und ältere Herrschaften sehen ihren zweiten Frühling nahen.
Träume gesetzter Männer: Harley-Davidson-Motorräder
Alternativprogramm: Historisches Fahrrad mit Moto-Garelli-Motor aus Mailand mit dem schönen Namen "Mosquito" am Rande des Öko-Marktes
Traditionelle Umzüge während der Messe
Zentrale Piazza Duomo
Die Dämmerung kommt, die Gassen füllen sich und ...
... das Spiel beginnt.
Eingang zur Trüffelmesse
Mit einem Hobel wird der rohe weiße Trüffel hauchdünn über die Tagliatelle gehobelt, etwa 10 bis 25 Gramm
Das Objekt der Begierde: weiße Trüffel
Trüffel sind schwierig, zunächst. Wer sie nicht kennt, zuckt vielleicht die Achseln und denkt, das ist doch nur was für Schnösel, denen nichts zu teuer, zu exotisch und zu angesagt sein kann, Affenkram halt. Zunächst: Niemand muss Trüffel mögen. Wenn Geruch und Geschmack nicht zusagen, dann ist das so. Ihr werdet auch ob des furchtbar tollen Geschmacks nicht tot umfallen. Einfach schauen, an den Trüffeln riechen und vielleicht in einem Restaurant ein Trüffelgericht bestellen.
Trüffelmesse
Bilder der Messe von 1964
Weiße Trüffel werden gewogen
Schwarze Trüffel
Schwarzer Trüffel
Trüffelsucher - sie verkaufen direkt an den Gourmet
Die Trüffelmesse - Fiera del tartufo - in Alba hat Tradition. Im Jahr 2013 strömten die Liebhaber des Pilzes zum 83. Mal in die Stadt, deren mittelalterlicher Stadtkern noch völlig erhalten ist. Alba wird auch als Hauptstadt des weißen Trüffels bezeichnet. Der "Tartufo bianco del Piemonte" oder "Tartufo bianco di Alba" (Tuber Magnatum Pico) duftet stark, ist selten und wird wegen seines Geschmacks von Feinschmeckern hoch geschätzt, entsprechend teuer wird er gehandelt. Ein Gramm bester Ware kostete 2013 zwischen vier und sechs Euro, das schwankt nach je nach Qualität des einzelnen Trüffels und dem Ausfall der Ernte deutlich. Man isst ihn meist roh, in sehr dünne Scheiben gehobelt zu Risotto, Nudeln oder Eierspeisen. Der Schwarze Trüffel duftet weit weniger stark, ist aber aromatischer als der weiße Trüffel. Er kommt häufiger vor und ist deshalb auch preiswerter.
Doch es geht nicht nur um Trüffel. Hier werden mit ganzem Einsatz frische Tortellini an den Mann gebracht ....
... traumhafter Käse geschnitten ...
... in Barolo eingelegte Schweinefilets verkostet ...
... mildes Olivenöl gekauft ...
... Weine verkostet ...
.. bei Mossio Wein gekauft.
Diese Nase und Lachfalten kennst Du doch. 2012 hatten wir bei einem Winzer in der Messehalle einen ausgezeichnete Roten probiert. Leider waren das seine letzten Flaschen und er bedauerte, uns von diesen Jahrgängen nichts mehr verkaufen zu können. "Das ist gut für mich, aber leider schlecht für Sie", hatte er damals mit eine verschmitzten Lächeln um die Augen bedauernd hinzugefügt. Jetzt stand einer der Mossio-Söhne wieder da, mit vollem Lager. Wir wurden nicht enttäuscht.
Winzer Mossio
Die Weinbauschule (links) bietet ihren eigenen Wein an - Verkostung
Die Messe ist immer gut besucht
Plakat mit Bildern der Trüffelmesse aus dem Jahr 1954
Trüffel über Spiegelei
Blaue Stunde - Ciao Alba
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Beste Grüße, Rod
Italien Herbst 2013 -Teil 3: Alba - Trüffelstadt im Piemont
Italien Herbst 2013 -Teil 3: Alba - Trüffelstadt im Piemont
Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.
(Augustinus Aurelius)
(Augustinus Aurelius)
nicht nur traumhafte Fotos
nicht nur begeisternde Motive
nein - auch noch unterhaltend lehrreich
Wäre ich nicht schon seit frühester Jugend ein Italien-Fan - spätestens JETZT wäre ich einer
.... und ich habe gerade mächtig Appetit auf Wein und Trüffel.... :''>
Danke, Rod, für den schönen Bericht und die Mühe
nicht nur begeisternde Motive
nein - auch noch unterhaltend lehrreich
Wäre ich nicht schon seit frühester Jugend ein Italien-Fan - spätestens JETZT wäre ich einer
.... und ich habe gerade mächtig Appetit auf Wein und Trüffel.... :''>
Danke, Rod, für den schönen Bericht und die Mühe
LG Peter
Junge Vögel singen von Freiheit
alte Vögel fliegen.....
Junge Vögel singen von Freiheit
alte Vögel fliegen.....
Ich liebe die Italiener, die italienischen Weine, das italienische Essen die großen Gesten beim Reden und das familiäre.
Bisher war ich nur zum Skilaufen in Italien..........jetzt frage ich mich warum nicht im Sommer oder Herbst ???
Dein Bericht und die tollen Fotos machen Lust auf Italien und Huuuunger. Ich glaube morgen gibt es bei uns Gnocchi
Bisher war ich nur zum Skilaufen in Italien..........jetzt frage ich mich warum nicht im Sommer oder Herbst ???
Dein Bericht und die tollen Fotos machen Lust auf Italien und Huuuunger. Ich glaube morgen gibt es bei uns Gnocchi
Liebe Grüße
Petra
Es ist nicht zwingend notwendig mich zu verstehen, man muss mich nur aushalten können
Petra
Es ist nicht zwingend notwendig mich zu verstehen, man muss mich nur aushalten können
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