Hallo Deutschland, Estland is calling!
Seid gegrüßt Reisefans,
wir haben wieder etwas Zeit, um euch über den weiteren Verlauf unserer Reise zu informieren.
Ich hatte ja beim letzten Mal noch von dem Waldstellplatz mit der schönen Feuerstelle berichtet. In der Nacht zogen dann leider dicke Regenwolken auf und es regnete bis in den Morgen hinein. Wir packten also alles zusammen, räumten unseren Platz auf und machten uns bei nur noch leichtem Regen auf den Weg zu unserem nächsten Ziel, dem Kurort Haapsalu. Es ist eine ruhige und sympathische Stadt unweit der Hauptstadt, die auf eine lange Geschichte als Heilbad zurückblickt.
Am Stellplatz angekommen, erwartete uns am Himmel ein monströses Schauspiel, was aber auch bedeutete, dass die Nacht wieder recht nass werden würde. Es war wirklich beeindrucken, wie die Wolken sich in kürzester Zeit veränderten.
Am nächsten Morgen war dann wieder alles vergessen und die Sonne schien wieder, als wäre nichts gewesen. Also gingen wir ins Zentrum von Haapsalu und sahen uns unter anderem die Bischof´s-Burg und die Domkirche an. Diese Bauwerke wurden um 1300 errichtet. Wie jetzt allerdings auf dem Bild zu sehen ist, haben die Bauten schon einiges ertragen müssen und sind von den geschichtlichen Ereignissen nicht verschont geblieben. Die Stadt war ehemals über 300 Jahre lang der Sitz der Bischhöfe.
Wenn man durch die Haupteinkaufsstraße geht, kann man sich ganz leicht vorstellen, wie es früher in dem Ort wohl mal ausgesehen hat.
Auch in den Seitenstraßen stehen noch viele alte Holzhäuser, wovon jedes einzelne seinen eigenen Stil und seine eigene Farbe besitzt. Und durch die vielen bunten Farben macht der Ort auf den Besucher einen sehr freundlichen Eindruck.
Als wir dann wieder weiterfuhren, kamen wir am Ortsausgang an diesem schmucken Gebäude vorbei. Dabei handelte es sich um das Bahnhofsgebäude der Stadt. Der Kurort Haapsalu war ein von den russischen Aristokraten geschätzter Urlaubsort. Das Bahnhofsgebäude wurde nach einem Sonderprojekt gebaut. Der russische Kaiser selbst soll die Bauidee unterstüzt haben und hat geholfen, den Plan zu verwirklichen. Der erste Personenzug traf 1904 in Haapsalu ein, der letzte verließ den Bahnhof 1995.
Und wenn man Glück hat, dann kann man sich in einem „Flashback“ für kurze Zeit vorstellen, wie damals zu Züge in den Bahnhof eingelaufen sind.
Der Gebäudekomplex besteht aus vier Teilen: Das Gebäude für die Reisenden, Pavillion des Imperators, das Wetterdach, welches die beiden miteinander verbindet und ein 216 m langer überdachter Bahnsteig.
Und wer dann mal über die alten Bahngleise hinter dem Bahnhofsgebäude schaut, der kann noch mit viel Phantasie sehen, wie die alten Dampfrösser der russischen Eisenbahn unter Volldampf über die Schienen donnern.
Leider sind die alten Stahldinosaurier in der Vergangenheit wenig gepflegt worden und man sieht auch hier die Vergänglichkeit der Dampfmaschinentechnik, aber die Restauration solcher Objekte braucht wohl doch mehr finanzielle Mittel, als man dafür zur Verfügung stellen kann.
Nachdem ich dann genug mit der Eisenbahn gespielt hatte, ging es weiter zur Hafenstadt Virtsu, von wo aus wir mittels einer Fähre zur kleinen Insel Muhu gefahren sind.
Das blaue Styling der Fähre hat uns schon ein bisschen überrascht und es hat uns gefreut, wie farbenfroh das Schiff lackiert war. Die Überfahrt dauert etwa 30 Minuten und kostete für uns und das Auto zusammen 15 Euro „oneway“.
Auf der Insel Muhu, die mit einer Fläche von 198 km² recht überschaubar ist, angekommen, verließen wir zunächst erstmal die große Durchfahrtstraße, die zur großen Schwesterinsel Saaremaa führt und fuhren auf gut befestigter Schotterpiste in einem Bogen, um den nördlichen Bereich der Insel.
Dabei konnten wir z. B. auch die hier üblichen alten Holzwindmühlen sehen, an denen wir auf der großen Durchgangsstraße bestimmt, ohne sie überhaupt zu sehen, einfach vorbei gefahren wären. Um auf die große Nachbarinsel Saaremaa (2672 km²) zu gelangen muss man über einen ca. 1 km langen Deich fahren.
Auch auf Saaremaa bogen wir gleich auf die kleine, nördliche Landstraße ab und erreichten nach kurzer Zeit den zweitgrößten Inselort, Orissaare. Hier muss wohl vor nicht allzu langer Zeit das Festival „I Land Sound“ stattgefunden haben,…..
….denn es standen noch vereinzelt einige Kunstwerke auf der Küstenwiese im Hafen des Ortes.
Obwohl in dem kleinen Fischerhafen ein Stellplatz angeboten wurde, fuhren wir noch ein bisschen weiter an der Nordküste entlang zu dem Fährhafen in Triigi. Dort darf man mit dem Einverständnis des Hafenmeisters in dem winzigen Yachthafen übernachten. Wir standen direkt an dem kleinen Kai und hatten sogar eine Picknickstelle mit Überdach neben unserem WoMo stehen. Der Platz ist übrigens kostenlos und wird lediglich von dem freundlichen Hafenmeister geduldet.
Zweimal täglich kommt hier die Fähre von der Insel Hiiumaa an. Hiiumaa ist die 3. Insel in dieser Gruppe und liegt etwas nördlicher als Muhu und Saaremaa. Allerdings ist in der Nachsaison die Anzahl der Fährgäste gut überschaubar.
Die für den nächsten Tag geplante Erkundungstour, die über die gesamte Inselführen sollte, mussten wir leider ausfallen lassen, denn es wurde uns per Wetter-Online eine Unwetterwarnung geschickt, die uns vor schweren Sturmböen und starken Regenschauern warnte. Also legten wir am Sonntag, zum Unverständnis von Sunny, einen Bett- und Lesetag ein. Auch die Fähre hatte an diesem Tag den Betrieb wegen des Unwetters vorübergehend eingestellt.
Als wir dann gestern, am Montag, weiterfuhren, konnten wir vieler Orts umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste auf den Straßen sehen, die aber zum Teil auch schon zersägt und zur Seite geräumt waren. Wir fuhren entlang der Westküste und einmal um die ganze Halbinsel Sõrve (dt. Sworbe), bevor wir auf dem Stellplatz in Kuresaare ankamen.
Doch die weitere Geschichte werde ich euch dann in dem nächsten Teil unseres Berichtes erzählen.
Bis dahin wünschen wir euch alles Gute und wir melden uns in den nächsten Tagen wieder an dieser Stelle.