Irgend etwas weckt mich.
Nachdem ich einige Zeit vor mich hin grüble, erkenne ich – es wird hell, ein neuer Tag erwacht.
Richtig, wir wollen weg.
So stört es auch nicht sehr, daß es erst fünf Uhr ist – zumindest mich nicht, was man von meiner lieben Frau nicht sagen kann.
Sie wehrt sich, nach Leibeskräften – vergeblich.
Unsere Buben düngen unsere Tanne, ich bereite ein ausgiebiges Frühstück, und nach einem ebenso ausgiebigen Morgengang in unserem Park (allgemeiner Hundetreff, nur natürlich heute nicht), packen wirs an – es ist grad' sieben Uhr.
Auf autoleeren Bahnen geht’s zielstrebig über Heilbronn und Würzburg nach Kassel, nur unterbrochen von einem leckeren „petit café“.



Um elf haben wir bereits Kassel erreicht, durchquert, und fahren durchs malerische Weserbergland.

Kurze Zeit später treffen wir an unserer ersten Station, dem schönen, kleinen Fachwerkstädtchen Hofgeismar ein.
Die Stadt hätte uns eigentlich gar nichts gesagt, gäbe es hier nicht einen gepflegten Wohnmobil – Stellplatz, zu allem Überfluß auch noch gratis.




Bei einer ersten kleinen Entdeckungstour mit den Hunden sehen wir den Traditionsgasthof Brauhaus, in dem wir vorzüglich speisen.
In den nächsten zwei Tagen erkunden wir das Städtchen mit seinen uralten, gepflegten und nahezu ausnahmslos restaurierten Fachwerkhäusern.


So finden wir auch die ausgezeichnete Metzgerei Löffler, bei der wir erstklassig einkaufen.
Dienstag, 28. April
Es zieht uns weiter.
Geweckt von einem leichten Landregen, der unser Wohnmobil vom Blütenstaub befreit, machen wir uns auf den Weg.
Auf kurvigen, kleinen Nebenstraßen fahren wir rund 350 Kilometer zu unserer nächsten Station, dem wunderbaren Städtchen Stade.
Wir fahren auf belebten Straßen an Buxtehude vorbei durch Teile des alten Landes mit in voller Blüte stehenden Apfelkulturen.
Auch Stade verfügt über einen großzügigen Wohnmobil – Stellplatz für rund 80 Fahrzeuge.

Der Platz ist bereits ganz schön belegt, und so freuen wir uns, einen guten Platz zu ergattern.
Da der erste Mai naht, halten wir die Füße still und verweilen einige Tage, in denen wir uns Stade anschauen.



Auch hier finden wir ein gutes Restaurant, die Messerschmiede, in der wir eine hervorragende Maischolle essen.
Schräg gegenüber des Platzes ist ein kleiner Park und dahinter beglückt Herr Schwarz aus Neckarsulm (Kaufland) die Einheimischen und Touristen mit einem außergewöhnlich reich sortierten Markt.
Sonntag, 03. Mai
Lang genug gerastet.

Wir brechen – wie immer – früh auf, und haben das Glück, zwei Minuten vor Abfahrt der Fähre in Wischhafen anzukommen.


Zum ersten Mal sehen und erleben wir die Elbe.
In Glückstadt verlässt uns dasselbe nicht – als Letzte an Bord gekommen, stehen wir hinter zwei Trucks und fahren so an zwanzig zähneknirschend zuschauenden vorbei als Erste an Land.


Da die Straßen schmal und kurvig sind, bleiben wir hinter unserem „Auflieger“, mit sämtlichen unfreiwillig folgenden und genießen die Landschaft.

Unterwegs finden wir einen fischräuchernden Spargelbauern, dem wir einen schönen Teil unserer Urlaubskasse anvertrauen, wir müssen den Einkauf jedoch nicht bereuen.


Es ist noch früh am Tage, als wir Neustadt erreichen, und, wir wundern uns, die Lebensmittelgeschäfte sind alle geöffnet.

Diese Gelegenheit nutzen wir gerne, um unsere Getränkevorräte aufzufüllen.
Gegen Mittag erreichen wir Pelzerhaken, unser nächstes Ziel.
Auch hier existiert ein ziemlich neuer Wohnmobilhafen für ungefähr fünfzig Fahrzeuge.
Es sind nur einige hundert Meter in die kleine Ortsmitte, und sehr viel weniger, nämlich nur ca 150 Meter zum Ostseestrand.


Wie üblich, freuen sich unsere „Kinder“ auf Auslauf, und bei dieser Gelegenheit entdecken wir ein kleines „Strandbistro“, das von Resi betrieben wird.
So unscheinbar die „Kate“ aussieht, so faustdick hat es die Küche hinter den Ohren – zwischen Pommes und roten Würsten nebst Sandwiches finden wir Köstlichkeiten wie vorzügliches, auf den Punkt gebratenes Lammfilet oder eingelegte Matjes mit hausgemachtem Kartoffelsalat.
Dienstag, 05. Mai
Wir verlassen Pelzerhaken nur ungerne, Resi und die endlosen Spazierwege entlang des Strandes haben es uns angetan.
Trotzdem packen wir die Koffer und kreuzen gen Fehmarn.
Zuvor jedoch machen wir einen kleinen Abstecher nach Heiligenhafen. Wir sind von Hafen und Städtchen sehr angetan.
Viel gehört und noch nie gesehen, fahren wir bald über den Sund.
Das nieselige Wetter lässt uns leider nicht allzuviel von der Insel sehen.

Kurzentschlossen fahren wir einfach nach Puttgarden ans Fährterminal.
Auch so etwas kennen wir bisher nur aus Filmberichten. Seitlich der Fähren glauben wir, eine Lagerhalle zu erkennen. Beim Näherfahren sage ich plötzlich: Das sieht aus wie ein Supermarkt. Wir lassen uns vom Wind in denselben schieben, und stehen fassungslos in einem Gebäude mit „Besäufnis“ auf drei Etagen.

Draussen beladen Skandinavier Busse, Pkw's und Anhänger haushoch mit Spirituosen.
Die Gedanken, die uns dabei durch den Kopf gehen, behalte ich für mich.
Auf dem Rückweg besuchen wir noch das schöne Städtchen Burg, um kurz danach auf haarsträubend schmalen Straßen in Wulfen am Hals einzutreffen.

Sowohl die Abgeschiedenheit des sehr gepflegten Platzes als auch die abenteuerliche Preispolitik lassen nur einen vernünftigen Gedanken zu:
Wir steuern den zentral und trotzdem ruhig gelegenen Stellplatz in Heiligenhafen an, der Platz für ungefähr vierzig Wohnmobile bietet.

Glück wie wir meistens haben, reißt der Himmel auf, und wir bekommen nicht nur einen schönen Nachmittag, sondern finden auch den Weg zu „Käppen Plambeck“, einer Institution für leckere Fischgerichte in der Stadt.
So verbringen wir zwei schöne Tage bei steifem Wind in Heiligenhafen.
Donnerstag, 07. Mai
Meine Frau hat die Nase voll von Wind.
So beschließen wir spontan, „einige Kilometer“ ins Landesinnere zu fahren.


Daraus wird bis zum Nachmittag eine ziemlich abenteuerliche Fahrt in den Harz.
Wir fahren quer durchs Land, lassen „die“ Hansestadt aller Hansestädte rechts liegen, streifen Lüneburg, finden unterwegs zwischen reichlich Liebesdienerinnen in ihren rollenden Kleinbordellen ein tolles Restaurant,


und sind nach einer spannenden Navi-Irrfahrt durch Braunschweig am frühen Nachmittag in Ilsenburg im Harz.



Das Städtchen mitsamt seinem Stellplatz liegt im lauschigen Ilsental – mittenmang im Grünen.
Unser Stellplatz, ungefähr ein Kilometer außerhalb des Ortes gelegen, gibt uns die Möglichkeit, nächtens Fuchs und Has' begrüßen zu dürfen, was seine atraktive Lage nicht schmälert.
Unmittelbar „drum rum“ gibt es eine ganze Reihe guter Restaurants an den Wanderwegen, die direkt zum Brocken führen.
Freitag, 08. Mai
Eigentlich gefällt's uns im Ilsental.
Warum unsere Mitcamper nach und nach alle abziehen, entzieht sich unserer Kenntnis.
Gegen Mittag fasst die Beste aller Ehefrauen den ziemlich einsamen Entschluß:
Wenn alle fahren, fahren wir auch.
Schön und gut. Einem flinken Wohnmobilisten reicht 'ne Viertelstunde, und schon sind wir auf Achse.
Nur – wohin?
Das Wochenende naht, und nichts ist geplant. So fahren wir nach Wernigerode, nur um festzustellen, daß die vorgefundenen Stellplätze eine gepflegte Nachtruhe nicht zulassen werden.
Plötzlich kommt die Idee aller Ideen von der Besten aller Ehefrauen – wir könnten doch mal nach Oberhof fahren.
Dazu muß man vorausschicken, daß, sollte ich mich mit dem Gedanken tragen, abnehmen zu wollen, ich diese Entscheidung immer in den Winter lege. Die Zahl der Wintersportübertragungen ist in den vergangenen Jahren so stark angestiegen, daß meine Frau, um auch nicht den kleinsten Fehlschuß einer Biathletin zu verpassen, nicht zum Kochen kommt.
Und die Besichtigung einer der Wiegen des gesamtdeutschen Wintersports steht schon lange auf dem Wunschzettel.
Gesagt, getan, den nahezu 160 Pferden die Sporen gegeben, graben wir uns durch die schönen Nebenstraßen des Harzes.
Unterwegs frischen wir die nachlassenden Körperkräfte in einem alten Traditionsgasthof auf – so alt die Einrichtung auch sein mag, das Essen hat geschmeckt.
So kommt es, daß wir am späten Nachmittag in Oberhof eintreffen – nur um festzustellen, daß der vielgepriesene Wohnmobilstellplatz direkt an der „Bundestraßenrennstrecke“ des Rennsteigs liegt.
Aber, man hat ja in Geographie aufgepasst – nach Bayern ist es nicht mehr weit.
So treibe ich die Schrankwandmaße des WoMo`s mit über 140 über die leere Autobahn, um gegen 18 Uhr in Bad Kissingen einzutreffen.
Hier sieht die Sache schon besser aus – umgeben von einer Reihe von Geschäften liegt unser Wohnmobilstellplatz, der 18 Gefährte aufnimmt, direkt bei der SalisTherme, in die wir unsere ermatteten Körper tauchen – welch' Glück, man hat Freitags bis 24 Uhr geöffnet.
Samstag, 09. Mai
Nach gutem Schlaf und frischen Brötchen, in der benachbarten Bäckerei bereits morgens um 6 Uhr erworben, fahren wir unserem Wochenende zuhause entgegen.
donalfredo